Eine
 Freundin erzählte mir, dass Kinder und Jugendliche heute nicht mehr 
sagen: "Ich bin in Max verliebt," sondern einfach nur: "Ich bin in Max."
 Das Wort "verliebt" wird nur gedacht, aber nicht gesagt. Das Gegenüber 
weiß dennoch genau, was gemeint ist.
Bestimmte Sätze lösen in uns 
immer noch eine Scham aus. Dazu gehört manchmal das Eingeständnis der 
Liebe in der Öffentlichkeit, das Zugeständnis eines Fehlers, das sich 
Zeigen mit einer Schwäche. Spannend, dass sich das auch im Wort 
ausdrückt! "Ich bin in...!" Du versteckst quasi das wichtige Wort, weil 
du nicht möchtest, dass der andere sieht, wie du rot wirst. Du 
versteckst dich, indem du das Wort versteckst. Dennoch ist mit dem Satz 
alles gesagt, wenn man die Spielregeln dafür kennt. "Ich bin in..." könnte 
ja vieles heißen: Ich bin in Max Schule, ich bin in Max hineingelaufen, 
ich bin in Max Haus. Jetzt weiß jeder, der dies liest, dass "ich bin in 
Max" ein anderer Satz ist für "Ich bin verliebt in Max."
Kinder 
und Jugendliche sind sehr erfinderisch im Suchen nach Lösungen. Durch 
Weglassen das Wichtige ausdrücken. Politiker sind Meister in der Kunst, 
das Wichtige wegzulassen. Ein Politiker würde zu einem Thema nicht 
sagen: "Ich habe keine Ahnung!" sondern eher: "Darüber werden wir beim 
nächsten Parteitag ausführlich reden und Sie können davon ausgehen, dass
 dies in einer offenen und gesprächsbereiten Atmosphäre geschehen wird. 
Zeitnah werden wir die Bevölkerung über unsere sicherlich erfolgreichen 
Ergebnisse informieren." Dann schließen sich noch fünf Sätze an, damit 
vernebelt wird, dass der Politiker nichts weiß oder nichts Substantielles sagen möchte.
Wenn du mich fragst: "Wie geht es 
dir?" und ich die Antwort gebe, indem ich sage "Mir geht es..." und dabei
 die Schultern einziehe, weißt du auch, wie es mir geht, ohne dass ich 
etwas sage.
Bei dem "Ich bin in ..." stellt sich jedoch auch eine solidarische Freude ein. "Find ich toll, du in..."
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