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Freitag, 19. Juni 2015

In der Tiefe der Geduld ist der Himmel. (aus Afrika)



Das Volk der Kanuri lebt in der zentralen Zone des Sudan und am Tschadsee. Ich habe keine Ahnung, warum sie der Geduld eine solche Aufmerksamkeit schenken. In einer Wüstenzone braucht es aber sicherlich Geduld, die nächste Oase zu erreichen. Der Weisheitsspruch der Kanuri hat es in sich: „In der Tiefe der Geduld ist der Himmel.“
In der Regel möchte ich in kurzer Zeit meine Ziele erreichen. Ich bin ein flotter und effektiver Arbeiter in allen Bereichen des Lebens, in der Küche, beim Einkaufen, im Garten ja, und leider auch manchmal in der Beratung von Menschen. Die Sache ist doch klar, schon auf den ersten Blick. Mach zuerst A, dann B und zum Schluss mach C.
Wenn ich mir die Pflanzen im Garten betrachte, dann brauchen sie die Zeit, die sie brauchen zum Wachsen. Sie wachsen so wie sie wachsen. Sie wachsen so, wie es ihnen entspricht, ihrem Wesen nach.
Wenn ich Geduld habe, „dulde“ ich, gestehe ich zu, dass alles den Raum braucht, den es braucht. Auf einmal hört der Druck auf, dass etwas geschehen muss. Der Stress löst sich auf. Alles darf und nichts muss sein. Ich überlasse mich dem Lauf der Dinge, dem Gang des Lebens.
Im großen Bogen der Evolution ist meine momentane Sorge, dass sich etwas weiterentwickelt schier unbedeutend. Wenn mein Freund heute nicht kommt, kommt er vielleicht morgen, vielleicht sehe ich ihn auch erst im nächsten Jahre und vielleicht auch in einer veränderten atomaren Zusammensetzung in der Ewigkeit.
„In der Tiefe der Geduld ist der Himmel.“ Jetzt gehe ich doch einfach mal in meine eigene innere Tiefe, in die Mitte meines Herzens und sage Ja zu dem, was ist. Was will ich mehr? Das Ja zu allem was ist, ist doch Himmel, oder?

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