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Montag, 4. Mai 2015

Lassen Sie uns...oder Klarheit in der Sprache

Frau Merkel und andere Politiker arbeiten ja gerne mit Floskeln. Da gibt es diese Floskel "Lassen Sie uns..." z. B.:
"Lassen Sie uns gemeinsam an die Dinge herangehen, behutsam und Schritt für Schritt." Klingt doch toll, nicht wahr? Vor allem das mit dem "behutsam" und dem "Schritt für Schritt". Trotzdem stellen sich bei mir die Haare auf und es läuft mir kalt den Rücken herunter. Was meint das "Lassen Sie uns..." Sollen wir es lassen oder wirklich machen? Wer ist mit dem "Sie" gemeint und wer ist das "uns". Ich sage mal direkt die Alternative: "Ich möchte mit Ihnen gemeinsam an die Dinge herangehen. Sind Sie dabei?" Aha! Frau Merkel würde auf diese Weise den Wunsch (möchte) äußern, mit mir (Ihnen) irgendein Projekt zu starten. Ich hätte die Freiheit, Ja oder Nein zu sagen. Der Wunsch wäre klar, deutlich und so, dass ich mich eingeladen und angesprochen fühle. "Lassen Sie uns..." ist völlig unverbindlich, unpersönlich, schwammig und appellierend. Niemand muss da irgendetwas irgendwann machen. Es handelt sich um eine Floskel mit schönen Worthülsen.
Für welche Menschen trägst du Verantwortung? Bedienst du dich auch solcher Hülsen?
Als Schulleiter könntest du sagen: "Lasst uns eine Zukunft gestalten, in der Kinder ins Leben begleitet werden!"
Als Pfarrer könntest du sagen: "Lassen Sie uns wirklich den Weg in eine gottgefällige Zukunft gehen."
Als Arzt könntest du sagen: "Lassen Sie uns ein Gesundheitsystem erschaffen, das diesen Namen verdient."
Als Koch könntest du sagen: "Lassen Sie uns Rezepte schreiben, von denen noch Generationen schwärmen."
Lieber wäre mir, wenn du als Schulleiter ein guter Begleiter bist, als Arzt dich den Patienten aufmerksam zuwendest, als Pfarrer für eine Atmosphäre des Wohlwollen sorgst und als Koch etwas Leckeres auf den Tisch bringst.
"Lassen Sie uns aufhören, solche Floskeln zu dreschen..." oder: Sage klar, was du willst!

www.matthias-koenning.de

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