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Donnerstag, 29. Januar 2015

Der Trockenaquarier oder "Wie köstlich ist der Tod!"


Erinnern wir uns an die beiden Fraktionen. "Nassaquarier" besitzen ein Aquarium nebst Fischen und Zubehör. Sie sind leidenschaftliche Praktiker und erfüllt von ihrem Hobby. Sie "müssen" allerdings in Kauf nehmen, dass Fische verenden, die Kosten explodieren und Urlaubsvertretungen zu organisieren sind. Der "Trockenaquarier" benötigt für sein Vergnügen keine haptischen Dinge. Er schüttet seine Glückshormone aus lediglich mit Hilfe seiner Gedanken. Er ist ein virtueller Aquarier. Ich habe in den vergangenen Posts versucht, einen philosophischen Zugang zu schaffen zum faszinierenden Wesen des Trockenaquariers mit der Idee im Hintergrund, dass jeder Mensch auf dieser Welt ein wenig von dieser Wesensart in sich trägt.

Kommen wir heute zum fünften und vorläufig letzten Zugang: "Wie köstlich ist der Tod!"
Der Nassaquarier so haben wir gehört ist angewiesen auf die materiellen Grundlagen im Leben. Für die Ernährung benötigt er konkrete Nahrung. Für sein Hobby die diversen Hilfsmittel und für die Liebe ein Gegenüber aus Fleisch und Blut. Der Nassaquarier würde dem voll zustimmen, dass das Wesentliche des  Menschseins darin besteht, mit dem Körper das Leben zu genießen und zu durchleiden. Freude am Hören, Sehen, Riechen und Schmecken. Abenteuer erfahren. Jede Ritze Leben auszunutzen. Und all das möglichst viele Jahre! Was wird darum den allergrößten Schrecken beim Nassaquarier auslösen? Der Satz: "Du wirst sterben!" "Unweigerlich!" "Unausweichlich!" Die Angst vor dem Tod führt dazu, dass er oft krampfhaft die Dinge festhalten muss. Für Operationen und Medikamente ist er äußerst verführbar. Jedem Heiler geht er auf den Leim! Jede lebensverlängernde Maßnahme nutzt er voll aus! Körperliche Einschränkungen werden auf keinen Fall hingenommen! So, wie der Nassaquarier sein Aquarium braucht benötigt der "geistige Nassaquarier" seinen Körper. Der 100prozentige Nassaquarier wird zum völligen Sklaven seiner totalen Gesundheit und Vitalität. Jegliche Todesvorstellung wird er tunlichst meiden und sich immer und ständig voll auf das Leben konzentrieren.
Da kann der Trockenaquarier sich nur entspannt in seinen Sessel zurücklehnen und müde lächeln. Du ahnst schon warum? Wozu braucht der Mensch einen Körper? Was ist das? Der Trockenaquarier wandert in Gedanken und Phantasie hin zu all seinen virtuellen Hobbys, den vielen Liebeserfahrungen, all den Familien, die er virtuell gegründet hat. Er blickt dankbar auf all die ausgedachten Bücher und Meisterwerke seiner Kunst. Er wird im Tode seine Augen schließen und den Übergang nicht einmal bemerken. Er wird in der Anderswelt aufwachen. Dort wird er von den Engeln empfangen, die ihn fragen werden, wie es denn so war in einem menschlichen Körper? Sie werden auch wissen wollen wie der Tod war, weil sich die Menschen doch so sehr davor fürchten! Der Trockenaquarier wird erstaunt sein über solche Fragen und antworten: "Das Leben im Körper ist nicht so aufregend wie ihr glaubt und der Tod ist köstlich. Kein Nassaquarier mehr  in der Nähe, der panisch nach den Luststrohhalmen greift und mit körperlichen Fragen nervt." 

Ziehen wir nach den fünf philosophischen Zugängen eine erste Bilanz: Mir ging es darum, das Wesen des Trockenaquariers zu würdigen. Ich könnte viele Punkte gegen ihn sammeln und heftig mit seinem Wesen ins Gericht gehen. Aber wem würde das nützen? Die ganze Wirklichkeit insgesamt tendiert im Augenblick in Richtung Trockenaquarismus. Der Computer mit seinen virtuellen Welten ist der deutlichste Beweis. Dort wird gespielt, gearbeitet, gelebt und geliebt. Von deinem menschlichen "Nassaquarierkörper" benötigst du lediglich die Hände und die Augen. Mehr ist nicht nötig! Für dich habe ich jetzt eine Aufgabe. Stell dir eine Skala vor mit den Zahlen von Eins bis Zehn. Eins heißt: Du bist der pure und reine Nassaquarier und Zehn bedeutet: Du bist so was von trocken, trockener geht es nicht. Wahrscheinlicher aber liegst du mit einer Zahl irgendwo dazwischen. Warum ist es gut, das zu wissen?
Es kann sein, dass du dich mit manchen Menschen besser verstehst und manchen weniger gut. Jetzt weißt du, warum! Vielleicht bist du einer Schwester / einem Bruder begegnet oder einem Gegenteil von dir! Extreme Nass- und Trockenaquarier sind entgegengesetzte Pole. In Kombination versprechen sie Abenteuer aber auch Anstrengung und hohes Konfliktpotential.
Wenn du dich jetzt einschätzen kannst magst du auch eine neue Entscheidung treffen. Vielleicht hast du von all der Körperlichkeit des "Nassaquariers" die Nase voll und möchtest mal eine Pause machen. Oder du fühlst dich so trocken und virtuell, dass du mal ein wenig Abenteuer wagen könntest!
Wo immer du auch stehst: Werte nicht! Verurteile nicht! Nimm, was ist bei dir und bei anderen mit Gelassenheit und Humor.
www.matthias-koenning.de

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