Im Advent möchte ich mit dir meine Aufmerksamkeit richten auf das Ziel
in Bethlehem. Ich möchte dem Kind begegnen und wahrnehmen, was dann
geschieht. Die Hinweise dafür geben die "Kinder" auf der Straße, das
"Kind" in dir, das "Kind" in mir und "Kinderweisheiten" von Menschen in
der ganzen Welt.
Wie herrlich! Es geschieht nicht so häufig, dass wir Gott auf frischer Tat ertappen. Er verhält sich wie ein geschickter Dieb. Er bleibt im Hintergrund, er verbirgt sich, er entzieht sich. Schon der Prophet Elija macht die Erfahrung, dass Gott sich nicht im Sturm zeigt, sondern im leisen Säuseln des Windes. Wir können ganz leicht an Gott vorbeileben. Er ist da und wir merken es nicht. Unsere Antennen sind nicht auf ihn ausgerichtet.
Du fährst mit der Bahn durch die Schweiz und staunst über die großartigen Berge. Da kann es geschehen, dass du Gott quasi ertappst in seiner Schöpferqualität, es kann aber auch sein, dass die Berge für dich einfach nur Berge sind. Beim Betrachten eines Kinderphotos mag es ähnlich sein. Du siehst halt ein Kind unter vielen Kindern. Nun, zu Martin Luthers Zeiten gab es noch keine Photos.
Worin liegt der Unterschied, wenn du ein Kind siehst oder wenn du es vielleicht sogar ansiehst? Ich glaube, dass es da zu einer Veränderung im Zeitempfinden kommt. Die Zeit ist aufgehoben. Sie existiert nicht mehr.
Im Anblicken des Kindes verschwinden die Gedanken im Kopf. Für einen Moment hören die Sorgen auf zu existieren. Es gibt nichts zu tun, keine Aufgabe, die nach Erledigung schreit. Du bist raus aus der Vergangenheit und raus aus der Zukunft. Du kannst diesen Moment als "Ahnung des Ewigen" ins Wort bringen. Aber eigentlich ist es "wortlos". Es "IST". "Wenn du eine Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tat ertappt." "Ach, du bist es Gott!" könntest du dann sagen. "Schön, dich mal wiederzusehen!" "Ich hab dich ganz aus den Augen verloren!" "Gut, dass du dich mal wieder gemeldet hast!"
Ich glaube, dass wir mit dem Blick auf die Krippe in so eine ähnliche Richtung etwas sagen können. Gott drängt sich nicht auf. Er ist einfach da und wenn du mit ihm da sein möchtest, dann kann etwas geschehen. Mit dem "Kind" geht das leichter als mit dem "Ganz Großen und Ganz Anderen". Für mich bekommt die göttliche Krippe eine "Flüsterqualität".
Neben dem "Pferdeflüsterer" entwickelt Gott an Weihnachten seine ganz speziellen "Flüsterqualitäten". Mein Impuls für heute: Hörst du die leise Stimme in dir? Wenn ja, was sagt sie? Wenn nein, wo könntest du noch mal suchen? In welchem "Stilleraum" hast du noch nicht nachgeschaut?
Wenn das Kind schläft und du näherst dich, sagt die Mutter ja auch oft: "Pst, leise, das Kind schläft!" Wenn du zu laut bist, kannst du leicht Gott verscheuchen. Das wäre schade, so kurz vor Weihnachten, so nah am Stall!
www.matthias-koenning.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen