Diese Wirklichkeit stimmt mich traurig. Menschen müssen ihre Heimat verlassen. Sie werden vertrieben und verjagt. Sie haben Angst um ihre Existenz und suchen Sicherheit in einem ihnen fremden Land.
Menschen auf der Flucht existieren seit es Menschen gibt. Das ist bedrückend! Ich bin in einem Dorf groß geworden, wo die Flüchtenden aus dem Osten ihre neue Heimat gefunden haben. In meiner Kindheit hießen sie pauschal: "Flüchtlinge". Sie werden bis heute so genannt von der "Urbevölkerung", den "Herkunftsmünsterländern", auch noch nach mehr als fünfzig oder sechzig Jahren. Mich stört das Wort. "Flüchtlinge" bezeichne ich mit meinem Wortschatz lieber als "Menschen auf der Flucht" oder "Flüchtende". Ich finde es wichtig, sorgsam und so gut wie es geht mit der Sprache umzugehen.
Es gibt viele Worte mit "...ling" die festlegend und einschränkend sind. "Winzling", "Säugling", "Hänfling", "Sträfling". Ein Mensch kann klein sein, aber in ihm steckt mehr. Ein Mensch mag eine Strafe absitzen, aber er ist mehr. Ein Säugling mag an der Mutter der Brust saugen, aber er ist mehr.
Wir sind also mehr als "...linge". Ein sogenannter "Flüchtling" kommt aus einem ganz konkreten Land, hat ein ganz konkretes Geschlecht und Alter. Er und sie ist ein Mensch auf der Flucht. Und er flüchtet im Augenblick, vorübergehend. Nach der Flucht wird er ankommen und nicht mehr flüchtend sein.
So ganz nebenbei: Ich bin auch ein "Flüchtender" in bestimmten Situationen! Ich flüchte manchmal vor Regen, manchmal vor der Sonne und gerne vor übellaunigen Menschen und zerstörerischer Kritik.
www.matthias-koenning.de
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