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Montag, 13. Oktober 2014

Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir. (Augustinus)

Heute hörte ich im Radio eine religiöse Ansprache zum Thema "Unruhe". Da kam mir der bekannte Satz von Augustinus in den Sinn: "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir."
Ich bin direkt bei der Vorsilbe "Un" steckengeblieben. Das Grundwort ist "ruhig", die Vorsilbe ist "un". Es gibt zahlreiche andere Wörter in der deutschen Sprache, die eine Grundausrichtung haben und durch "un" ergänzt werden. Das Wetter wird zum "Un-wetter", möglich wird zu "un-möglich". 
Statt unruhig könnte ich auch sagen: "Aufgeregt ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir." "Aufregung" wäre dann so etwas wie ein Gegensatz von "Ruhe." Das Wort "Unruhe" nimmt seinen Bezug auf die "Ruhe". "Unruhe" meint also die Abwesenheit von "Ruhe". Das Ziel ist also, Ruhe zu finden.
Gehen wir neben dem sprachlichen Aspekt doch einmal der Unruhe nach. Gestern erhielt ich eine Mail, dass ich heute unbedingt etwas erledigen müsste, das keinen Aufschub mehr duldet. Da sei irgendwo etwas ganz schlimmes passiert und nur der oder die könne da jetzt helfen. Ich sei der Einzige, der zu dieser Person Zugang hätte. Das hat mein Herz ganz schön in Unruhe versetzt. Diese Art von Unruhe schleicht sich häufig bei mir ein. Ich kann etwas nicht einschätzen. Da kommt "Un"-bekanntes auf mich zu. Ich muss unbedingt etwas erledigen. Weder Anfang noch Ende stehen fest. "Unruhe" hat viel mit "Unsicherheit" und "Unwägbarkeit" zu tun. Unruhig sind wir, wenn unsere Kinder auf Klassenfahrt gehen. Unruhig werden wir, wenn unser Arbeitsplatz bedroht wird. Unruhig werden wir, wenn wir von irgendwelchen Kriegsvorbereitungen hören.
Mit einer permanenten Unruhe lässt es sich schwer leben. Hin und wieder einmal führt Unruhe ja zu einer guten Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Auf die Dauer wird aber immer wieder das Bedürfnis wach: "Endlich zur Ruhe kommen!" "Keine Aufregung mehr!"
"Endlich" zur Ruhe kommen wir jedoch erst im Tod. Ab dann kann uns kein irdisches Ereignis mehr erschüttern. Was interessiert mich im Grab die Welt über mir. Ich kann eh nicht mehr eingreifen. Alles läuft so ab wie es läuft. Augustinus verlässt sich darauf, dass die endgültige Ruhe nicht im Sarg unter der Erde stattfindet sondern in einem göttlichen Du! Da gibt es Sicherheit und nicht "Unsicherheit". Da gibt es die große Ruhe und nicht "Unruhe".
Ich möchte gerne Augustinus Gedanken erweitern. Wenn ich jetzt schon weiß, dass eine Zeit kommen wird, wo ich die endgültige große Ruhe finde, dann kann ich mich doch hier und jetzt schon darauf einstimmen und einrichten. Ich hole die große jenseitige Ruhe jetzt in meine Gegenwart. Das geht nicht? Für mich liegt da das Grundanliegen jeder Spiritualität. Schon jetzt und mehr und mehr in der göttlichen Gegenwart zu leben, in seiner lebendigen Ruhe!
www.matthias-koenning.de

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