Zur Zeit sind wir umgeben von Mücken. Mücken sitzen im Waschkeller zu hunderten an den Wänden und Rohren. Ich weiß nicht, woher sie kommen. Immer wieder finden diese Tierchen den Weg über die Terrassentür in die Diele, ins Wohnzimmer und und und ...
Eigentlich nehmen die Mücken wenig Raum ein. Sie sitzen den ganzen Tag regungslos an ihrem Platz und dehnen sich nicht weiter aus. Auch wenn der Kellerraum voller Mücken ist wirkt der Raum nicht voller als sonst. Bedrohlich vielleicht, aber nicht voller. Das Öffnen der Waschmaschinentür bewirkt das Aufwachen eines ganzen Mückengeschwader. Da muss ich mich schon dazu überwinden in Ruhe meine Wäsche einzufüllen.
Ich scheue mich gegen eine generelle Mückenabwehr mittels Gift. Ich müsste die Giftwolken ja selber mit einatmen. Wenn ich die Viecher totschlage kann ich am Ende die Wände neu streichen und hätte nichts gewonnen. Ich würde die Mücken ja leben lassen, wenn sie mich leben lassen würden. Das tun sie zwar, aber sie fordern mein Blut Tag für Tag. Sie lassen da nicht mit sich reden. Sie nehmen auch keine Alternativangebote an. Weder Zuckerwasser noch Orangensaft finden deren Gefallen. Mein Blut und mein Leben finden sie interessant und erstrebenswert. Wie kann ich da noch Tierschützer bleiben?
Jetzt ist mir die rettende Idee gekommen. Ich habe mich zum professionellen Umzugshelfer für Mücken entwickelt. Zunächst öffne ich die Tür und bitte alle, den Raum freiwillig zu verlassen. Alle die übrig bleiben weise ich ausdrücklich darauf hin, dass ich ihnen einen neuen Raum zuweisen werde. Der ist zwar ein wenig dunkel und beengt, aber es ist immerhin ein Raum.
Leider sind so gut wie alle Mücken, nahezu 100% neugieriger auf den unbekannten Raum als auf die große Freiheit in der weiten Natur. So beginne ich dann mein Werk als Umzugshelfer. Dazu nehme ich meinen Staubsauger und entferne die äußere Bürste. Ich stelle eine Saugstärke ein, der die Mücken nicht wiederstehen können und gestalte Schritt für Schritt und gut durchdacht meinen Umzug. Mit ruhiger Hand und klarem Blick bewege ich die Düse vorsichtig von Mückenplatz zu Mückenplatz. Ich gehe von links nach rechts. Links wächst im Laufe der Zeit die Freifläche und systematisch arbeite ich mich durch bis in alle Winkel und Ecken. Das braucht seine Zeit.
Nun, was lerne ich dadurch? Ich gewinne meine Selbstsicherheit wieder und lasse mich nicht länger verrückt machen. Ich versuche, mit dem massenhaften Ableben von Mücken durch meine Hand dennoch den inneren Frieden zu bewahren. Ich gewinne die Überzeugung, dass jede Not und sei sie auch noch so groß, einen Ausweg findet.
Und wenn alle Mücken umgezogen sind in die Weite des Staubsaugerbeutels, dann.... kann ich drei Tage später wieder von vorne anfangen. Ich weiß nicht, woher diese neuen Mücken wieder kommen. Wer kann mir helfen?
www.matthias-koenning.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen