Im Supermarkt gibt es hin
und wieder einen Stand, wo man ein Produkt ausprobieren kann. Ein wenig Creme
für die Haut heute im Sonderangebot; eine Fertignudelpackung heute im Rahmen
einer Sonderaktion; oder im Foyer eine Werbecrew für einen bekannten Pannendienst.
Ich selbst habe nie Zeit und halte an einem solchen Stand nie an. Dabei könnte
ich doch mal ein wenige Creme abstauben oder ein Stück Mettwurst probieren.
Aber ich mache es nicht. Es nervt mich, weil ich meinen Einkauf erledigen will.
Dennoch habe ich Respekt
und Achtung vor diesen Menschen, die mir etwas „andrehen“ wollen. Sie müssen
eine hohe Frustrationstoleranz, Idealismus oder einen angemessenen Stundenlohn
haben. Wie erleben sie wohl uns „Vorbeiläufer“? Aus ihrer Perspektive gesehen gehen
viele Menschen vorbei, die sie oft nicht einmal ansehen, die bestenfalls „Nein
danke!“ sagen, die mit dem Kopf schütteln, die sich demonstrativ wegdrehen oder
genervt dreinschauen. Diese Erlebnisse geben mir Anlass zum Nachdenken.
Kennst du diese Erfahrung?
Da sagt jemand Nein zu dir. Nein, das will ich nicht. Nein danke, nicht mit
mir! Du, ich möchte nicht! Kannst du so ein Nein akzeptieren? Was geschieht mit
deinen Gefühlen, wenn du ein Nein kassieren musst. Manchmal kann es geschehen,
dass uns so ein Nein durch und durch geht. Es mag sein, dass es vielleicht nur um
eine Terminabsage geht. Aber du verstehst es als Absage an deine Person. „Der
mag mich nicht!“ „Die lehnt mich ab!“ „Meine Freundschaft ist gefährdet!“
Mir fällt bis heute das
„Nein sagen“ total schwer. Und umgekehrt kann ich ein Nein nur schwer
akzeptieren. Darum könnte ich nie ein Werbemensch im Supermarkt oder in der
Fußgängerzone sein. Dennoch! „Hut ab!“ vor diesen Menschen. Sie stehen dort und
erledigen einfach ihre Aufgabe.
Inzwischen habe ich jedoch
dazugelernt. Für den Lions-Club verkaufe ich zurzeit Lose für das Entenrennen. Da stand ich an einem Samstag auf dem Wochenmarkt
und rief den Leuten zu: „Na, haben Sie schon Lose für das Entenrennen?“ „Jeder
Euro für Kinder- und Jugendarbeit in Ahlen!“ „Unterstützen Sie uns!“ Ich
stellte mich den Leuten in den Weg. Meine Angst habe ich einfach abgeschüttelt
wie lästige Schmeißfliegen. Schließlich war alles ja für einen guten Zweck. Ja,
es sind viele Leute vorbeigegangen und ich musste so manches Nein schlucken.
Aber ganz viele haben auch „Ja“ gesagt. Und dann ist mir etwas aufgefallen!
Wenn ich ein deutliches
und klares „Ja!“ zu mir und in mir trage, kann ich gut mit dem Nein umgehen. Ein
Nein darf ruhig ein Nein sein ohne Rechtfertigung, ohne Erklärung ohne einen
überflüssigen Kitt. Es ist Ausdruck meiner Freiheit. Jeder darf, niemand muss.
Ich auch nicht! Interessanterweise habe ich am Ende ordentlich Lose verkauft
und es gab mehr „Ja!“ als „Nein!“
Wie ist eigentlich Jesus
mit dem Nein umgegangen. Haben einige potentielle JüngerInnen wohl auch abgelehnt?
War Jesus dann gekränkt? Immerhin hat Jesus einmal Nein zu seiner eigenen
Familie gesagt nach dem Motto: Wer seid ihr? Seid ihr meine Familie oder sind
es die, die Gottes Willen erfüllen? Oder er sagte mehr als deutlich Nein zu den
Händlern im Tempel von Jerusalem. Nein und Ja gehören zum Leben einfach
dazu.
„Soziale“- und
„Kirchenleute“ tun sich mit dem Nein manchmal schwerer als der Rest der Welt. Nimm
das „Nein!“ nicht so schwer, wo immer es auch herkommt und wie oft es auch
ertönt. Das Wagnis des „Nein“ eröffnet manchmal einen neuen Freiraum. Es kann
sein, dass du vielleicht einen Freund verprellst. Es kann sein, dass nicht mehr
alle denken, wie nett du sonst doch bist.
Wenn dein Nein zu dir
gehört, gehört es zu dir. Wenn ein Ja zu dir gehört, gehört es auch zu dir. Es
kommt aus deinem Inneren und entspricht dir, hier und jetzt. Morgen kann es
auch wieder anders sein. Ich wünsche dir ein frohes experimentieren mit der
„Wiedergeburt“ deines Nein.
www.matthias-koenning.de
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