Wo immer
das Glück sich aufhält - hoffe, ebenfalls dort zu sein.
Wo immer
jemand freundlich lächelt, hoffe, dass sein Lächeln Dir gilt.
Wo immer
die Sonne aus den Wolken hervorbricht, hoffe, dass sie besonders für Dich
scheint.
Damit
jeder Tag Deines Lebens so hell wie nur möglich sei. (irischer Segen)
Ich
könnte dahin reisen, wo das Glück sich aufhält. Welch eine schöne Idee! Ich
stelle mir gerade vor, dass ich mich gerade in einem Lebensbereich bewege, das sich
mühsam und träge anfühlt. Der Virus hat in seiner zweiten Welle schon wieder
alles verlangsamt und beschränkt mich auf meine vier Wände. Das Leben besteht
aus lauter häuslichen Dingen: Plätzchen backen, aufräumen, einkaufen, kochen,
essen und ab und zu mal ein Spaziergang. Alltäglicher könnte es nicht sein. Ein
Leben voller großartiger Langeweile. Ich habe total viel Zeit für mich selbst
und kann endlich einmal meditieren. Alle Ablenkungen haben sich erschöpft. Ich
kann gar nicht anders als herunterfahren. Ich führe ein mönchisches Leben.
Findet
das Glück es im Augenblick spannend bei mir oder hat es sich einen
vergnüglicheren Ort gesucht? Es bestimmt auf den Cookinseln vor Neuseeland. Die
Region ist frei von Corona. Das Glück hat keine Ausgangssperre und kennt keine
Maskenpflicht. Wenn es sich langweilt dann schaut es, wo die Aussichten besser
sind. Das Glück wohnt, wo es sich lohnt und wo es sich ausbreiten darf. Leider
darf ich im Moment nicht so weit reisen, um zu schauen, wo das Glück im Moment
wohnt. Vanuatu im Südpazifik soll auch angesagt sein. Weißt du, wo du es gerade
finden kannst? Wohnst du in der Nähe? Der irische Segen wünscht dir, dass du
dich da aufhältst, wo sich gerade das Glück befindet.
Wenn
ich es mir in meiner Haushöhle gemütlich mache mit einer Kerze, einem Buch und
einer Tasse Tee könnte ich mir auch vorstellen, dass das Glück gerade bei mir zu
Besuch wäre. Das kleine Glück!
Auf
den ersten Blick kommt es mir ein wenig so vor, als spräche der irische Segen
vom Zufall. Da gibt es das Glück, das Lächeln und die Sonne und ich kann froh
sein, wenn es mich gerade erwischt, weil ich mich in der Nähe aufhalte. Dass
ich beschenkt werde mit diesen wunderbaren Gaben. Vielleicht ist es Zufall!
Vielleicht kann ich den Zufall auch unterstützen.
Es
gibt in meinem Umfeld Räume, wo das Unglück nahezu Dauerrecht hat. Menschen,
die mich ärgerlich anschauen. Regen und graue Tristesse beherrschen den Alltag.
Solche Räume und Situationen könnte ich meiden. Ein guter Vorsatz für 2021: Ich
vermeide nach Möglichkeit Situationen, die mich vergiften. Ich suche Räume auf,
wo das Glück bessere Möglichkeiten hat, seine Kraft zu entfalten.
Ich
kann mir vornehmen, dass meine Tage so hell wie nur möglich werden. Ich stelle
mich nicht zu Menschen hin, die nur lästern, meckern und schimpfen. Ich schaue
keine Fernsehprogramme, die nur vom Versagen der Politik sprechen. Ich lasse
mich nicht mehr von einer schlechten Stimmung und Depressionen herunterziehen.
Stattdessen
schaue ich in das Gesicht von freundlichen Menschen. Ich nutze die
Sonnenstunden für einen Spaziergang, um ein wenig Energie zu tanken. Ich schicke
ermunternde Gedanken und Wünsche an alle meine Lieblingsmenschen. Ich stärke
mich in der Zuversicht, dass jeder Tag mir wunderbare neue Möglichkeiten schenkt.
Und
während ich diese Zeilen schreibe merke ich, dass da etwas verloren gegangen
ist in den vergangenen Monaten. Langsam und schleichend. Ich sehe es in den
Gesichtern der Menschen auf der Straße. Ich höre es in den alltäglichen Gesprächen.
Es ist still und leise aus dem Bewusstsein verschwunden. Was ich meine ist die
Leichtigkeit. Ist dir das auch schon aufgefallen? Dass sich alles so schwer
anfühlt. Dass die Menschen sich so anstrengen. Dass alle so dünnhäutig geworden
sind. Wir wünschen uns bessere Zeiten. Ein Ende der Krise. Durchatmen können.
Und die Leichtigkeit ist verschwunden.
Ich
stehe manchmal mit Freundinnen und Freunden für einen Moment auf der Straße
zusammen und wir freuen uns. Wir zögern, weil wir uns nicht mehr umarmen. Wir
nicken uns ein wenig unbeholfen zu, entschuldigen uns für die Unmöglichkeit
einer körperlichen Nähe und kommen schnell auf das Thema, über das niemand mehr
sprechen möchte. Das „Voldemort“ – Thema.
Zwischen
den Zeilen meines irischen Segens spüre ich diese Leichtigkeit. Es hat so etwas
Verschmitztes. Gräme und ängstige nicht. Hör auf zu jammern und zu klagen.
Stell dich einfach zum Glück dazu. Stell dir vor, dass du gemeint bist, wenn da
jemand lächelt. Und die Sonne ist auch für dich da. Irgendwo gibt es unter dem
Himmel ein wärmendes Plätzchen für dich.
Können
wir diese Leichtigkeit einfach wiederfinden? Oder erst in ein paar Wochen nach
möglicherweise überstandener Krise? In meinen Beratungen gibt es am Ende oft so
ein Seufzen bei den Ratsuchenden. Das Seufzen ist ein erster Schritt von
Erleichterung. „Endlich habe ich einmal darüber gesprochen.“ „Jetzt ist es raus!“
„Ganz so hoffnungslos ist es doch nicht, wie ich dachte.“ Seufz doch mal eine
Runde und stöhne dich so richtig durch. Im Nachklang wird sich Leichtigkeit
ausbreiten.
Wie
könnten wir den Januar nutzen, in so eine heitere Gelassenheit hineinzukommen.
Wie können wir die Schwere des alten Jahres ein wenig los werden? Die Krise
ignorieren? Für beendet erklären? Genug davon haben?
Heute
stand ich an der Käsetheke und bestellte mir ein Stück Appenzeller. Der Kommentar
der Verkäuferin: „Gibt es an Silvester Fondue?“ Dabei strahlte sie mich an und ich
war verblüfft. Woher weiß die das? „Dann wissen Sie ja, welchen Käse ich noch
brauche.“ „Nehmen Sie den Gruyere, der passt wunderbar!“ Auf einmal gab es eine
Spur von Leichtigkeit. Käse kaufen und Fondue machen.
Auf
dem Rückweg vom Supermarkt befreie ich mich von der Maske und passe einen
Moment nicht auf. Der Wind weht die Maske fort und ich stehe ohne da. Wenn
jetzt ein Marsmensch käme und mich sehen würde, was würde der denken? „Bin ich
hier in einem absurden Theater?“ Der Wind weht meine Maske weg, als ob er wüsste,
was mir guttut.
Du
und ich, wir sind doch kreative und schöpferische Wesen. Wir können uns
Leichtigkeit und heitere Gelassenheit einfach kreieren. Es ist nicht verboten,
mit einer Maske in Pfützen zu springen. Ich kann versuchen, unter einer Maske
so breit zu grinsen, dass man es mir an den Augen ablesen kann, wie ich mich
freue. Ich kann Daumen und Zeigefinger zu einem Herzen formen und jeden
beglücken, den ich sehe.
Im
Außen gibt es Zeiten, die eher verdunkeln. Graue Novembertage, Einschränkungen
durch Corona, Verlust von Lebensqualität und Mangel an Freiräumen.
Im
Innen jedoch kann ich meine Tage so hell wie möglich machen. Das ist ein
wirkliches Trainingsprogramm. Die Tage so hell wie möglich machen. Dass du diese
Fähigkeit in dir entfalten mögest, wünsche ich dir für 2021.
www.matthias-koenning.de