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Dienstag, 30. September 2014

Ein Kanal für den inneren Vulkan

Wieder einmal sind sich alle am Tisch einig. Eine spricht aus, was alle denken: Das geht ja gar nicht! Am Tisch entsteht Einvernehmen und Solidarität. Das geht ja gar nicht!
Ich saß zwar in der Nähe und bekam den Inhalt und Anlass der Aufregung leider gar nicht mit. Ich weiß nicht, was da "gar nicht ging". Irgendjemand hat irgendetwas gesagt oder getan, was unmöglich war. Abscheu und Verachtung hing wie eine Wolke über diesem Tisch. "Das geht ja gar nicht!" ist auch so eines dieser Modeworte. Mir gefällt dieser Satz. Du rufst ihn aus der Tiefe deines Bauches heraus im Brustton der völligen Überzeugung. Es gibt da keinen Kompromiss und kein Hauch eines Verständnisses. Auch das muss mal sein! Ewig wird erwartet, dass du Verständnis hast für andere Menschen oder bestimmte Situationen, aber wer hat Verständnis für dich? Mit einem solchen Satz wie "Das geht ja gar nicht!" kannst du auch gleich allen anderen Ärger, den du in dir gesammelt hast, mit nach oben spülen und herauslassen. Die schreckliche Tat dieses unmöglichen Menschen war nur der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.
Ich hole mir die Situation am Tisch wieder ins Bewusstsein. Das furchtbare Wort, die unmögliche Tat hatte ihre gute Seite. Solidarität und Freundschaft am Nachbartisch. Jawohl! Wir sind anders! Uns passiert so etwas nicht! Wir halten zusammen! Wir pflegen unsere Freundschaft! Wir sind tolerant und verantwortungsbewusst! Wir wissen noch, was Moral und Anstand ist!
Diese fremde Person, von der ich nichts weiß bis heute, hat ohne es zu wissen eine gute Tat vollbracht. Sie hat dafür gesorgt, dass sich mein Bewusstsein erweitert hat. Manchmal ist es gut, seinem Herzen Luft zu machen und den Ärger förmlich auszuspucken. Danach kann der Atem wieder frei fließen und du bekommst die Energie zum weitergehen.

www.matthias-koenning.de


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