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Dienstag, 15. August 2017

Einmal wie Jesus auf dem Wasser gehen!

Ich besuche die Skulpturenausstellung in Münster. Eyse Erkmen installierte einen Steg, der die zwei Ufer des Kanals miteinander verband.
Scharen pilgern jeden Tag dorthin. Sie ziehen sich Schuhe und Socken aus und laufen über das Wasser. Der fast unsichtbare Steg macht es möglich. Die Leute sinken nicht ein. Sie staunen und haben Vergnügen. Was unterscheidet diesen Steg vom Wassertreten oder von Kneippschen Bädern?

Der Steg macht möglich, was sonst nicht möglich wäre. Ich darf ein mal auf dem Wasser laufen. Ein wenig Jesus spielen. Wunder werden demokratisiert. Die Geschichte wird neu geschrieben. Jesus lief einst übers Wasser. Ich auch!

"Ich auch!" Das erinnert mich an meine Kindheit. Meine Mutter fragte: "Wer möchte ein Eis?" Meine Schwester antwortete: "Ich!" Der Rest der Geschwister: "Ich auch!"

Wir alle wollen teilhaben am Leben. Wer möchte ein paar Sonnenstrahlen? Eine frische Tomate aus dem Garten? Eine duftende Scheibe Brot? Eine kleine Umarmung? Ein nettes Wort? "Ich auch!" Ich bin bedürftig! Manchmal merke ich das erst, wenn ich gefragt werde. Manchmal merke ich den Hunger erst, wenn ich beim Bäcker vorbeilaufe. Manchmal brauche ich eine Einladung zu einem Steg, der mich einlädt, in die Leichtigkeit des Seins zu gelangen.
Ich wandle auf dem Wasser und es trägt mich. Ich bin leicht, weil ich mich leicht fühle. Ich gehe auf dem Wasser und fühle mich leicht. Alle anderen fühlen sich auch leicht auf dem Wasser. Sie lächeln. Sie schmunzeln. Sie werden leichtsinnig! "Leicht" mitt allen "Sinnen"!

Eines Tages werden wir alle auf dem Wasser laufen. Ohne Steg! Wir gehen durch Wände als sei es selbstverständlich. Wir werden uns wundern, warum wir das Leben immer so schwer genommen haben. Wir könnten es leichter nehmen. Einfach jetzt anfangen. Vielleicht mit einem Besuch am Kanal in Münster?
www.matthias-koenning.de

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